Wir sind alle offen, tolerant und aufgeklärt, posten Fotos von uns in allen möglichen Lebenslagen und lassen auch sonst die Welt an unserem Leben teilhaben. Aber über unseren täglichen Gang zur Toilette hüllen wir uns gern in Schweigen, obwohl wir es alle tun und es das Natürlichste der Welt ist – theoretisch…
Dabei ist dieser Gang enorm wichtig für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden. In den letzten Jahren hat man herausgefunden, welche Bedeutung unserem Organ „Darm“ und seinen Bewohnern, den Bakterien, zukommt. Immer mehr Wissenschaftler beschäftigen sich mit diesem Thema und rücken unseren Darm ins Rampenlicht.
Unser Darm ist eines unserer wichtigsten Organe und wenn man es sich näher anschaut ein Meisterwerk unseres Körpers – ein Organ der Superlative.
Wenn es Dich interessiert, erfährst Du hier mehr über Dein „Meisterwerk“ und kannst vielleicht ein paar Zusammenhänge besser verstehen und Dir selbst etwas Gutes tun!
Unser Darm bildet die größte Außenfläche, die wir der Umwelt präsentieren. Du dachtest Deine Haut würde das tun? Irrtum, die Haut hat, je nach Größe und Gewicht des Menschen, nur ca. 2 qm Oberfläche. Danach folgt die Lunge mit einer Fläche von ca. 100 qm und dann kommt unser Darm mit einer Oberfläche von ca. 400- 500qm – das ist fast ein ganzes Fußballfeld!
Du denkst, wieso „Außenfläche“? Der Darm ist doch in mir. Ja, aber von der Mundhöhle bis ganz nach unten, sprich dem After, kommen wir mit der Außenwelt in Berührung. Stell Dir vor, wir wären auf links gedreht.
Ein Stück Apfel wandert zum Beispiel von außen in den Mund, durch die Speiseröhre in den Magen, dann in den Dünndarm und wird durch viele Prozesse und Schritte so in seine Bestandteile zerkleinert, dass er durch die Darmwand ins Blut gelangt und somit ein Teil von uns wird.
Der Darm und seine fleißigen Bewohner, die Darmbakterien, sind also für die Aufnahme lebenswichtiger Nährstoffe aus unserer Nahrung verantwortlich. Die Bakterien wohnen in unserem Darm und wir tragen diese fleißigen Helfer die ganze Zeit mit uns herum, als 1,5 – 3 Kilogramm des Mikrobenvolkes. Mehr als 1000 verschiedene anaerobe (die keinen Sauerstoff benötigen) und aerobe (die Sauerstoff benötigen) Bakterienspezies können Teil des Mikrobioms sein. Du bist also nie allein!
Was verstehen wir unter Darmflora oder Mikrobiom?
Früher nannte man die Bakterien „Darmflora“. Heute spricht man oft vom „Mikrobiota“ oder dem „Mikrobiom“. Die Bakterien kommunizieren mit anderen Mikroorganismen, hemmen die Ansiedelung von krankmachenden Bakterien und Pilzen und erzeugen Hormone. Sie sind für 80% unserer Immunleistung verantwortlich. Das heißt, ob Dich jeder Infekt erwischt oder nicht, hängt in erster Linie von Deinem Darm ab. Bei jedem Menschen ist die Darmflora, also das Mirkobiom, etwas anders zusammengesetzt und damit sehr individuell – genauso wie Dein Fingerabdruck.
Achtung: Baustelle „Darmsanierung“
Vielleicht hast Du schon einmal von dem Wort „Darmsanierung“ gehört. Das klingt ein wenig nach Großbaustelle. Durch unsere Ernährungsgewohnheiten und andere Faktoren, wie zum Beispiel eine Behandlung mit einem Antibiotika, Medikamenten, Übersäuerung, Stress, zu viel Zucker und Toxinen kann es sein, dass Deine Bakterien aus der Balance geraten sind und Ihre Aufgabe nicht mehr so gut erfüllen können.
Mit einer sogenannten „Darmsanierung“ ist gemeint, die Bakterien wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Man kann durch Einnahme von Prä- und Probiotika verschiedene Bakterienstämme stärken und damit ein Ungleichgewicht ausgleichen. Präbiotika sind Bakterienstämme, die wir zuführen können. Probiotika sind quasi das Futter für einige Bakterienstämme, die wir nicht zuführen können und deshalb füttern müssen. Um wieder in Balance zu kommen, spielt Dein Darm eine entscheidende Rolle. Aus diesem Grund gehen wir auch so ausführlich darauf ein.
Egal, welches Ziel Du erreichen möchtest, die Gesundheit Deines Darms ist dabei von großer Bedeutung.
Man geht davon aus, dass verzögerte Nahrungsmittelallergien durch eine gestörte Darmbarriere entstehen oder dadurch verstärkt werden. Wenn die Darmschleimhaut wieder intakt ist, keine Pilze dort siedeln, das Immunsystem an der Darmschleimhaut optimal arbeitet und die Darmflora diejenigen Bakterien enthält, die die Verdauung und Nährstoffaufnahme fördern, dann ist eine Ernährungsumstellung optimal begleitet.
Folgend findest Du einen groben Ablauf wie eine „Darmsanierung“ aussehen kann:
- Analyse einer Stuhlprobe
- Falls dort Krankheitserreger gefunden wurden, Entfernung von diesen Erregern basierend auf dem Befund
- Wiederaufbau der Darmflora, meist durch Gabe von förderlichen Darmbakterien
Es gibt aber auch einiges, was Du selbst tun kannst, um Deinem Darm etwas Gutes zu tun.
Unterstützend beim Aufbau der Darmflora können auch Nahrungsmittel wirken, die reich an Milchsäure* sind (sofern verträglich) und gute Bedingungen (niedriger pH-Wert) für hilfreiche Darmbakterien schaffen, zum Beispiel:
- Sauerkraut
- Sauerkrautsaft
- Milchsaure-Säfte aus Möhren und Roter Beete (diese sind vergoren und enthalten kein Milchprotein, es sei denn, es wurde Milch zugesetzt)
- Naturjoghurt ohne Zusatzstoffe
- Kefir
- Sauer eingelegtes Gemüse wie Blumenkohl, Bohnen, Brokkoli, Gurken, Kohlrabi, Möhren, Rettich, Rote Bete, Rotkohl, Sellerie, Tomaten, Wirsing, Zwiebeln
* Milchsäure ist etwas anderes als Milchzucker oder Milchprotein und ist im Zusammenhang mit Deinem Testergebnis zum Verzehr geeignet.
Worauf Du noch achten kannst, um Dir und Deinem Darm etwas Gutes zu tun:
Vielseitige Ernährung.
Eine einseitige Ernährung verringert die Artenvielfalt der Darmbakterien und macht damit die Darmschleimhaut anfälliger für Krankheitserreger, die die Darmbarriere stören können. Die gute Nachricht: Bei Deiner Ernährungsumstellung hast Du viele Nahrungsmittelalternativen – und/oder lernst möglicherweise Nahrungsmittel kennen, die Du bislang noch nicht genutzt hast.
Achte auf eine zuckerarme, ballaststoffreiche Ernährung.
Zucker ist ein bevorzugter Nährstoff von Hefepilzen, die sich dann im Darm ausbreiten und die gesunde Darmflora verdrängen können. Ballaststoffe hingegen unterstützen die gesunde Darmflora.
Verwende möglichst Bio-Nahrungsmittel.
Bei der Produktion konventioneller Nahrungsmittel kommen Schädlingsvernichtungsmittel (Pestizide) zum Einsatz. Pestizide können die Darmflora schädigen.
Reduziere oder streiche Fertiggerichte.
Die darin enthaltenen Emulgatoren und Konservierungsmittel verändern die Darmflora. Bereite Deine Gerichte möglichst frisch und aus Einzelzutaten zu.
Stärke Dein Immunsystem.
Bei einem schwachen Immunsystem können Infektionskrankheiten auftreten. Diese haben negative Auswirkungen auf die Darmflora. Sehr hilfreich sind Nahrungsmittel, die sogenannte Antioxidantien enthalten. Sie schützen das Immunsystem. Antioxidantien sind vor allem in Beeren enthalten, aber auch in rotem, gelbem und dunkelgrünem Gemüse, dunkelgrünem oder rotem Salat. Weitere Faktoren, die das Immunsystem stärken, sind Saunabesuche und Spaziergänge oder Bewegung an der frischen Luft.
Antibiotika nur dann einsetzen, wenn unbedingt notwendig.
Antibiotika greifen die Darmflora an. Im Anschluss oder bereits während einer Antibiotikabehandlung empfiehlt sich daher der Wiederaufbau der Darmflora mit entsprechenden Präparaten. Lass Dich dazu bitte von einem Therapeuten beraten. Achtung: Fleisch aus Massentierhaltung kann Antibiotikarückstände enthalten.
Sorge regelmäßig für Entspannung.
Stress, vor allem chronischer Stress, verändert die Körperfunktionen. Die Verdauungsaktivität wird verringert, das Immunsystem geschwächt und damit die Darmbarriere negativ beeinflusst.
Verringere die Aufnahme von Alkohol und Nikotin.
Beide Genussmittel stören die Darmflora.
Prüfe, ob bei Dir toxische Belastungen vorliegen.
Schwer- und Leichtmetalle (z. B. im Amalgam von Zahnfüllungen, in Deos), Wohn- und Industriegifte schädigen die Darmflora.
Lass Deine Medikamente überprüfen.
Einige können sich negativ auf die Darmflora auswirken. Lass Dich dazu von einem erfahrenen Therapeuten beraten.
Versuche eine Übersäuerung des Körpers zu verhindern.
Sobald das Bindegewebe übersäuert ist, verringert sich die Leistungsfähigkeit weiterer Ausscheidungsorgane wie Leber, Niere und Darm. Eine basische Ernährung mit viel Gemüse, Salaten, Kräutern beugt einer Übersäuerung vor.
Achte auf eine gute Atemtechnik.
Integriere viel Bewegung in Deinen Tagesablauf, ebenso wie ausreichende Ruhephasen.
Vielleicht verstehst Du Dich und Deinen Darm jetzt schon etwas besser und Dir sind einige Zusammenhänge klarer geworden. Auch hier kannst Du uns bei weiteren Fragen jederzeit kontaktieren oder einen Beratungstermin vereinbaren.